Das "Barockjuwel" Freisings, das Asamgebäude, wurde in den vergangenen Jahren aufwändig generalsaniert - ein nicht einfaches, aber lohnendes Unterfangen. Auf dieser Seite lesen Sie mehr über die jahrhundertelange Geschichte des Asamgebäudes, die Herausforderungen bei der Sanierung sowie einen Ausblick auf das, was Freisings Kulturbegeisterte im neuen Gebäude erwartet.

Das Asamgebäude, historisches Juwel im Zentrum der Altstadt, hat in den vergangenen sieben Jahren eine beeindruckende Transformation durchlaufen. Im Sommer 2024 wird es nach einer grundlegenden Instandsetzung und Neustrukturierung wiedereröffnet – als Herzstück der Freisinger Kultur. Die Geschichte dieses Sanierungsprojekts ist geprägt von ambitionierten Plänen, gemeisterten Herausforderungen und spannenden archäologischen Funden.

Vierflügelbau aus dem 17. und 18. Jahrhundert

Zwischen 1696 und 1750 als Vierflügelanlage um einen Innenhof errichtet, ist die einstige fürstbischöfliche Hochschule noch heute Mittelpunkt der Altstadt und das architektonisch prägende Element des Marienplatzes. Namensgeber für das Ensemble ist Hans Georg Asam, Vater der berühmten Gebrüder Cosmas Damian und Egid Quirin: Er hat zusammen mit dem Freisinger Stuckateur Nikolas Lichtenfurtner 1709 die Decke im ehemaligen Festsaal des Lyzeums gestaltet. Im Zuge der Säkularisation fiel das historische Ensemble der Stadt zu.

Trotz seiner Bedeutung wurde das Einzeldenkmal in seiner langen, wechselvollen Geschichte erst jetzt, nach rund 300 Jahren, erstmals einer umfassenden Generalsanierung unterzogen. Kleinere Reparaturen sowie verschiedene Umbau- und Renovierungsarbeiten im vergangenen Jahrhundert befassten sich nicht mit den – buchstäblich – tiefgreifenden Schäden am Gebäude: der mangelhaften Gründung und der aufsteigenden Feuchtigkeit. Besorgniserregend war ebenso der Zustand der Dachstühle wegen Pilzbefall und Fäulnisschäden sowie statischen Mängeln. Und dann drohte noch die Decke über dem Asamsaal herunterzustürzen und musste kurzfristig notgesichert werden, um den Theaterbetrieb aufrechterhalten zu können.

Dass dringender Handlungsbedarf bestand, war offensichtlich. Der Freisinger Stadtrat wollte sich aber nicht nur für den Erhalt dieses herausragenden Ensembles einsetzen: Die barocken Originalteile sollten wieder ans Tageslicht gebracht werden. Darüber hinaus verfolgte der Stadtrat ein zentrales Ziel: die Wiederbelebung des Asamgebäudes als lebendiges Zentrum für Kunst, Kultur und als Ort der Begegnung.

Meilensteine

Dieses Anliegen wurde bereits bei der Auslobung eines Realisierungs- und städtebaulichen Wettbewerbs im Jahr 2008 deutlich, in der neben der umfassenden Sanierung der Bausubstanz eine Neustrukturierung des Gebäudes – unter anderem mit Vergrößerung des Stadtmuseums und einem neuen, multifunktionalen Saal – sowie eine Aufwertung des Bereichs am Fuße des Dombergs gefordert war. Nach eingehenden Untersuchungen, Abstimmungsrunden mit dem Landesamt für Denkmalpflege, Gutachten und detaillierten Planungen war es im April 2016 soweit: Die ausgewählten Architekten – Wollmann & Mang für die Generalsanierung sowie Michael Deppisch für den südlich gelegenen Platz – stellten dem Stadtrat in einer Sondersitzung ihre Entwürfe samt einer Kostenkalkulation von rund 51 Millionen Euro vor. Die einstimmige Genehmigung des Großprojekts markierte einen Meilenstein auf dem Weg, diese wertvolle städtische Liegenschaft für kommende Generationen zu bewahren und mit Leben zu erfüllen.    

Das nächste denkwürdige Datum folgte ein Jahr danach: Mit einem kleinen „Baubeginnfest“ im Innenhof fiel am 12. April 2017 der Startschuss für die erste Generalsanierung in der Geschichte des Barockjuwels. Statt des üblichen Spatenstichs wurden die mächtigen Flügel des Eingangstors zum Hof symbolisch verladen. Zur Wiedereröffnung kehrt das Tor jetzt restauriert an seinen angestammten Platz zurück.

Zuvor war das Haus geräumt worden mit Ausnahme von nicht mehr benötigtem Inventar. Leuchten, massive Holztische oder auch die gepolsterten Klappsitze aus dem Asamsaal konnten bei einem großen Abverkauf zu Festpreisen erworben werden. So mancher nahm dabei nicht nur ein Möbelstück mit, sondern auch eine Erinnerung.

Zurück zum Original

Was in den Jahren ab 2017 folgte, ließe sich kurz so zusammenfassen: Es wurde gebohrt, geklopft, gesägt, gehämmert, mit dem Presslufthammer hantiert und mithilfe eines Hochleistungssaugers der Bauschutt von Jahrhunderten beseitigt. Anfangs standen die Arbeiten im Erdgeschoss des Asamgebäudes im Mittelpunkt. Die Wände gegen die aufsteigende Feuchtigkeit zu schützen, gehörte zu den wichtigsten und aufwendigsten Maßnahmen. Die Ertüchtigung der Fundamente des Vierflügelbaus mit 300 Mikropfählen war ein ebenso umfangreiches wie ausgesprochen mühseliges Unterfangen.

Um auf engstem Raum in der Altstadt insbesondere die Belieferung mit Baumaterial bewerkstelligen zu können, trafen im Januar 2018 zwei Baukräne ein. Die Positionierung eines 45 Meter hohen, 300 Tonnen schweren Giganten im Asam-Innenhof und seines etwas kleineren „Bruders“ auf der südlichen Freifläche zum Domberg bot für zahlreich erschienene Zaungäste ein Spektakel.  Auch für die Sanierung der historischen Dachstühle wurden die Kräne gebraucht – und in diesem Zusammenhang gab es für alle unübersehbar einen weiteren Hingucker, der an Verhüllungskünstler Christo erinnerte: Über alle vier Gebäudeflügel wurde ein Wetterschutz gestülpt, damit während der Wintermonate am Dachgestühl im Inneren gearbeitet werden konnte. Apropos Dach: Als im Frühjahr 2020 der Wetterschutz abgenommen wurde, zeigte sich das Barockensemble in seinem neuen äußeren Erscheinungsbild mit ziegelroten Biberschwanz-Dachschindeln.

Zurück zum Original – unter diesem Motto standen weitere Maßnahmen wie die Wiederherstellung des barocken Putzes, die restauratorische Fassadensanierung und die Erneuerung von 300 individuell gefertigten Eichenfenstern nach historischem Vorbild. Neun erhaltene barocke Fenster wurden restauriert. Im Asamsaal, dem Herzstück des Barockjuwels, wurde in luftiger Höhe hantiert: Stuckateure sicherten und ergänzten die künstlerischen Verzierungen. Die vorherrschenden Farben der Decke sind jetzt wieder Gelb und Weiß – und somit nah an der ursprünglichen Fassung. Die Sanierungsmaßnahmen im 19. und 20. Jahrhundert hatten sich nämlich nicht am Original orientiert. Sorgsam gereinigt wurde von Kirchenmalern das Bildprogramm von Georg Asam, sodass der großartige Freskenzyklus mit den allegorischen Figuren wie Wollust, Völlerei, Weisheit, Tugend und der Göttin Athene aufs Beste wiederhergestellt ist.

In neuem Glanz erstrahlt das mit viel Liebe restaurierte Türmchen im Westflügel. Zur Reparatur kamen Bleche aus dem Jahr 1753 zum Einsatz. Die Kugel und das Turmkreuz – ein sogenanntes „Caravaca-Kreuz“ aus der Barockzeit – wurden entrostet, grundiert und mit Blattgold neu vergoldet. In die Kugel wurde eine eigens aus Kupfer angefertigte Zeitkapsel mit einer Baubeschreibung der laufenden Generalsanierung, einem Zeitungsausschnitt des Richtfestes, aktuellen Münzen sowie der Broschüre über die einstigen Nutzer eingelegt – eine Botschaft für kommende Generationen. 

Kuriose und sensationelle Funde

Während der Instandsetzung kamen bemerkenswerte historische Schätze zum Vorschein. Bereits 2017 machten die Arbeiter im Erdgeschoss eine kuriose Entdeckung: ein großer, im Laufe der Jahrzehnte eingemauerter Tresor. Wann und von wem der Geldschrank eingebaut wurde, der immerhin eine Tonne wiegt, ließ sich nicht eruieren. Wertsachen befanden sich übrigens nicht darin. Das Relikt wanderte in den Bestand des Stadtmuseums, als Markstein der Sanierung. Eine noch größere Überraschung erlebte das Team, das die Arbeiten bodenarchäologisch begleitete, im Jahr 2020. Eine historische Wasserpumpe aus Eichenholz kam beim Einbau der Drainage ans Tageslicht – ein in Bayern und Süddeutschland einmaliges Fundstück, das Experten in helle Begeisterung versetzte. Diese Pumpe, ursprünglich für den Transport von Wasser zum Bierbrauen und zur Bewässerung genutzt, wurde sorgfältig restauriert und konserviert. Ein Jahr später wurde beim Abnehmen von Putz an der Innenwand des Ostflügels im zweiten Stock ein Wandschmuck entdeckt. Die bunten Graffiti wurden fachgerecht freigelegt und untersucht.

Das neue Asamgebäude

Das sanierte Schmuckstück präsentiert sich nunmehr mit seinem barocken Charme, zugleich wurde das Innere vielfältig umgestaltet. Also hereinspaziert über den neuen, im Innenhof angelegten Hauptzugang. Wo sich einst schmale Garagen auf der Westseite des Atriums befanden, ist ein lichtdurchflutetes Empfangsfoyer entstanden – ein einziger großer Raum mit durchgängigem Kreuzgewölbe, zusammengefasst auf imposanten Säulen und zum Innenhof komplett verglast. Zentraler Anlaufpunkt des Entrees sind geschmackvolle Theken, an denen die Touristinformation, der Kartenvorverkauf sowie die Abendkasse und Garderoben angesiedelt sind. Von diesem Eingangsportal geht es über die große, neue Haupttreppe hinauf zum Museum im ersten Stock und weiter zum zweiten Obergeschoss, in dem sich das vergrößerte Foyer, der Asamsaal und der neue Veranstaltungsraum befinden.

Das Stadtmuseum gehört zu den großen Gewinnern der Generalsanierung: Es verdreifacht nahezu seine Ausstellungsfläche, was eine umfassende Präsentation der historischen und kulturellen Schätze der Stadt ermöglicht und Raum für faszinierende Ausstellungen und Bildungsprogramme schafft. In einem Rundgang um den Innenhof des Vierflügelbaus erleben die Gäste Freising und seine Geschichte von der Bronzezeit bis in die jüngste Gegenwart in einer anschaulichen und informativen Präsentation, ergänzt durch Medienstationen und Audioguide. Das Depot des Museums befindet sich wieder im Dachgeschoss.

Herzstück des Gebäudes ist der Asamsaal mit der restaurierten Originaldecke. Wenn sich im April 2024 der neue, blaue Bühnenvorhang öffnet, wird das Publikum Aufführungen in einer erstklassigen Qualität erleben. Die Bestuhlung wurde erneuert und erhöht. Sie bietet, ebenso wie auf dem Balkon, auch von hinteren Plätzen beste Sicht auf die Bühne. Die gesamte Audio- und Videotechnik ist jetzt auf dem neuesten Stand. Zusätzlich entstand vor der Bühne ein flexibel einsetzbares Orchesterpodium. Wesentlich vergrößert wurde das Asamfoyer. Hier, im zweiten Stockwerk, wurde außerdem ein kleiner Veranstaltungssaal mit Bühne geschaffen, in dem Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und Kleinkunst oder auch Seminare stattfinden können.

Doch nicht nur im Gebäude werden Kunst und Kultur großgeschrieben: „Bühne frei!“ heißt es künftig auf dem südlichen Freigelände. Wo einst ein Parkplatz den Weg zum Dombergaufgang prägte, ist ein wunderbarer Stadtplatz entstanden. Der neue Lastenaufzug, 12,5 Meter hoch und zehn Meter breit, ist an das erste und zweite Obergeschoss des Asamgebäudes angeschlossen. Doch dieser mit einer künstlerisch gestalteten Metallfassade verkleidete Aufzugsturm bietet noch mehr: Er kann als aufklappbare Bühne eingesetzt werden – und gibt dem neuen Veranstaltungsgelände den einprägsamen Namen "Asam öffne dich".

Hier, entlang der offen fließenden Moosach, können auch Tische der neuen Asam-Gastronomie aufgestellt werden. Im südöstlichen Trakt des Gebäudes eröffnet ein Bistro, das den Innenhof ebenfalls als Freischankfläche nutzen kann. Die Gastronomie versorgt zudem den Veranstaltungsbetrieb im gesamten Haus. Für eine weitere Belebung soll ein generationenübergreifender Treff auf der Westseite des Innenhofs sorgen. Im „dASAMa“ – eine Wortschöpfung aus Asam und "da sind wir" – können bürgerschaftlich Engagierte aller Alters- und Bevölkerungsgruppen aktiv werden. Und schließlich ziehen wieder Einzelhandelsgeschäfte im Nordflügel zum Marienplatz ein. Nicht zu vergessen: In das Ensemble kehren die ausgelagerten Ämter wieder zurück. Büros stehen für das Tourismusamt, das Kulturamt inklusive der Technik-Crew und das Stadtmuseum zur Verfügung.

Finanzielle Herausforderungen

Die Kosten für die Generalsanierung mussten mehrmals nachjustiert werden und betragen voraussichtlich etwa 64,5 Millionen Euro. Dass die Arbeiten an einem mehr als 300 Jahre alten Gebäude ein kompliziertes und nicht bis ins Detail planbares Unterfangen ist, war von Beginn an klar. Die Gründe für die Ausgabensteigerung sind vielfältig, darunter die Bauzeitverlängerung durch die COVID-19-Pandemie, gestiegene Energiepreise aufgrund des Ukrainekriegs, Baustoff-Verknappung und generelle Baupreiserhöhungen. Unterstützt wird die Stadt bei der Finanzierung durch verschiedene Fördergeber (Regierung von Oberbayern, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Bezirk Oberbayern).

Zentrum für Kunst, Kultur und Begegnung

Mit der sorgfältigen Sanierung dieses wertvollen Barockjuwels ist die Stadt ihrer historischen Verantwortung nachgekommen – eine beeindruckende Leistung für den Erhalt ihres kulturellen Erbes. Zusammen mit weiteren Baumaßnahmen im Umfeld des Denkmals wird ein wesentlicher Beitrag zur Belebung der Innenstadt geleistet.

Das Asamgebäude erstrahlt jetzt in neuem Glanz als Herzstück kultureller Vielfalt, das allen Generationen offensteht. Freising steht stolz vor der Wiedereröffnung dieses geschichtsträchtigen Gebäudes, zweifellos einem Höhepunkt im Gedenkjahr „1300 Jahre Korbinian in Freising“.

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